„Vor der Frage: »Was können wir tun?« muss der Frage nachgegangen werden: »Wie müssen wir denken?«“.
Joseph Beuys
Etymologie
Aus althochdeutsch „thenken“ = „geistig arbeiten“ (es denkt nicht das Gehirn, sondern das Wesen als solches); als Kausativum im Ablaut verwandt mit „Gedanken“ und „Dank“; wiederum abgeleitet in „dünken“ = „einbilden“ (heute eher „ausdenken“).
Das Denken von Gedanken
In Bezug auf die Frage „Wie oder was soll ich denken?“ ist es wichtig, sich mit dem Themenkomplex Gedanken zu beschäftigen. Insbesondere weil Gedanken auch „Vorstellungen“ sind, innerhalb dessen bewertet, gewertet, gewichtet, verglichen, beurteilt, verurteilt und letztendlich normiert wird.
So schenken wir nun mit besonderer Achtsamkeit ein besonderes Augenmerk auf das, was wir täglich tun: denken.
Das Denken ist gemäß der „Menschliche Trisymmetrik“ einer von drei Aspekten. Es wird dort im Kopf (Gehirn, Verstand, Ratio) verortet. Im Rahmen dieses „Dreiklangs“ können wir feststellen, dass das Denken bei vielen Menschen sehr stark ausgeprägt ist und im Fokus steht. Dies macht sich wie folgt bemerkbar:
- Gedanken dominieren und steuern unseren Alltag.
- Wir versuchen durch Denken (fälschlicherweise) richtige Entscheidungen zu treffen.
- Der Mensch identifiziert sich mit seinen Gedanken und so entsteht eine durch Gedanken produzierte Identität.
- In Folge werden Emotionen durch Gedanken produziert und die Intuition ihrer ureigenen Aufgabe beraubt.
Eckhart Tolle sagt über Denken und Identität: „Ego bzw. Identität sind die Summe aller Merkmale einer Person, aus denen der Verstand ein Selbst-Bild konstruiert. Identität im konstruktivistischen Sinn entsteht, wenn eine Person sich mit spezifischen Merkmalen (Aussehen, beruflicher Status, Zugehörigkeit zu einer Nation oder Religionsgemeinschaft) identifiziert. Diese Merkmale sind gleichsam das Rohmaterial, das der Verstand zu einem kompakten Ego zusammenfügt.“
Gerd Gigerenzer sagt bezüglich „durch Denken Entscheidungen treffen“: „Wenn wir zu 100 % rational entscheiden möchten und ganz sichergehen möchten, dass die Entscheidung richtig ist, dann müssten wir ja alle Faktoren in unsere Entscheidung einbeziehen. Das ist mit unserem begrenzten Verstand und auch mit unserer begrenzten Zeit aber gar nicht möglich. Dazu kommen die Einflüsse unserer Umwelt, die unberechenbar sind.“
Richtig wäre, wenn das Denken im begrifflichen Sinne, das ausformuliert, was die Intuition längst zuvor entschieden hatte und durch bestenfalls konstruktive Emotionen energetisch aufgeladen worden ist (vgl.: KOHEBA-Wertemodell). Wohlgemerkt, alles im konstruktivistischen Sinne.
Um ein höheres Bewusstsein für den hier beschriebenen Irrtum unseres Menschseins zu bekommen, empfehle ich in fast allen Coachings als erste und bestenfalls dauerhafte Übung: das „Gedanken beobachten“, also das ständige Beobachten seiner Gedanken, vor allem dann, wenn sie dominant, führend und laut sind.
Gedanken beobachten
Hier geht es darum, wie wir mit der Übung, unsere Gedanken zu beobachten, einen wichtigen Bewusstseinswandel einleiten können, um Selbsterkenntnis herbeiführen zu können. Dabei aktivieren wir die „Menschliche Trisymmetrik“, welche notwendig ist, um das KOHEBA-Wertemodell in der Praxis anwenden und sinnstiftend leben (erleben) zu können.
In späterer Folge werden die Gedanken und der daraus resultierenden stimmigeren Wortwahl fast automatisch von destruktivem Unrat befreit, im Sinne, wie es wohl Konfuzius einst meinte: „Lasse nichts Böses in deinen Gedanken sein.“
Man kann beispielsweise folgende Augenmerke aktivieren – gerne in loser Reihenfolge, je nach Stimmung und thematischen Befindlichkeiten:
- Achte auf bestimmte Worte!
- Suche in Deinen Gedanken Verneinungen!
- Achte auf wiederkehrende Gedanken!
- Erkenne sich wiederholende Denkmuster, die vergangenes betreffen!
- Suche nach Pauschalisierungen! Wie z. B. „das geht nicht“, „das kann doch nicht wahr sein“, …
- Finde destruktive Formulierungen! Wie z. B. „dieser Idiot“, „(warum) immer ich“, „so ein Mist“,
- Erkenne Unwahres!
- Erkenne Lügen!
- Erkenne nicht zu Ende gedachtes Konstruktives!
- usw.
- … und irgendwann: Erkenne den Beobachter in Dir!
Im Laufe der Zeit erkennen wir Muster, die aus Falschheiten und Wahrheiten sowie Dummheiten und Schlauheiten bestehen.
Wir erkennen, dass unsere Gedanken unsere Emotionen steuern, obwohl dies (gemäß „Menschliche Trisymmetrik“) unlogisch sowie unproduktiv ist.
Die Zeitspanne (Dauer), in der diese Erkenntnisse auftauchen, ist von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich und kann (und sollte) nicht bestimmt werden. Sie hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere vom allgemeinen psychischen Zustand einer Person sowie einem Mindestmaß an gelassenem Vertrauen in diese Übung ab. Und natürlich davon, wie regelmäßig (mindestens insgesamt 1 Stunde pro Tag) man diese Übung macht.
Eines der wichtigsten Erkenntnisse dieser Übung ist, dass wir feststellen, alle unsere Gedanken nicht zu SEIN, sondern sie lediglich zu HABEN.
Ein wertvolles Resultat ist, dass wir unsere Gedanken von nun an besser steuern können. Wir sind in der Lage, sie auf Stimmigkeit zu prüfen und in Folge so zu gestalten (konstruieren), dass sie auf unsere Talente, Ziele, Grundmotive und intrinsischen Wertvorstellungen ausgerichtet werden.
So werden aus den neuen stimmigen Gedanken: eine konstruktive Haltung, konstruktive Lösungen und effektive Handlungen mit wundervollen Ergebnissen.
Ergo: Der Beobachter ist unsere höhere Identität und der eigentliche Gestalter. Er ist Dirigent, der seiner drei Musiker „Bauch, Herz und Kopf“ dazu bringt, gemeinsam zu musizieren, wobei jeder bei seinem Instrument (Rolle, Funktion) bleibt – und bitte alle möglichst in gleicher Lautstärke spielen.
Oder: „Beobachten und Wundern!“
Hinweis: Eine gute Methode, um stark verfestigte negative Gedanken auf Stimmigkeit zu prüfen, stammt von Byron Katie: „The Work“. Besonders die letzte der „4 Fragen“ hilf dabei, seine eigenen Gedanken auf Stimmigkeit zu überprüfen.
Verweise
- Vergleiche auch: Mentalität = aus lateinisch „mēns“ = „Art des Denkens, Gesinnung, Geisteshaltung, Vorstellungskraft“)